Das ist nicht alt, das ist Vintage! Oder Retro. Die Nachfrage an industriell hergestellten Möbeln im Vintage-Look scheint groß zu sein, schaut man sich die Prospekte großer Einrichtungsketten an. Doch warum erleben Menschen mit ihren Möbelstücken nicht mehr selbst genug, um sie „used“ aussehen zu lassen?
Antik-, Recycling- oder Used-look
Eigentlich sind wir ein bisschen verrückt. Nachdem unsere (zumindest meine) Eltern glücklich waren endlich in die bunte Welt des Konsums entlassen worden zu sein, um neue moderne Möbel bzw. Einrichtungsgegenstände zu kaufen, sucht unsere Generation ständig nach dem Vintage-Look. Und weil gar nicht so viel altes mehr da ist, das man auch bezahlen kann, werden neue Möbel hergestellt, die so tun alsob sie alt wären. Fast in jedem Einrichtungs-Onlineshop findet man irgendetwas Vintagiges.
Quelle: Stilartmoebel.de
Retroromantik
Ist das unsere Antwort auf den never-ending Abnabelungsprozess des Kindsein? Verlangt das verlangsamte Erwachsenwerden vielleicht mehr als ein New Era Cap auf den Köpfen der Dreißigjährigen? Helfen uns Möbel, die aussehen wie aus einer Zeit ohne fließend Wasser darüber hinweg wie schnell, laut und anstrengend das Lebend der Großen ist? Vielleicht.
Wenn nur noch Möbel gekauft werden, die sich schnell abnutzen und Trends auch im Interiorbereich immer schneller werden, ist es schwer ein eigenes Möbelstück auf seinem Alterungsprozess zu begleiten.
Vielleicht hilft uns ein bisschen Retroromantik, die hochkommt, wenn wir unsere Holzmöbel beizen und den Lack liebevoll mit Drahtbürsten abbröckeln lassen. Eventuell brauchen wir einen Nachttisch, der so aussieht als hätten wir ihn unserer Uromi geklaut, damit wir uns wohlig warm fühlen. Auf ihn legen wir dann unser Smartphone, mit dem wir dann doch nochmal gestalked haben, wann „X“ das letzte Mal online war, bevor wir ein paar Instagramherzen verteilt und den letzten Lebensbejahenden Spruch auf Pinterest gepinnt haben, um dann wieder erst um 1:00 Uhr einzuschlafen, obwohl es doch endlich mal früher ins Bett gehen sollte.