Entspannung aus der Buntstiftmine: Malbücher für Erwachsene

Wann habt ihr das letzte Mal gemalt? Vielleicht als ihr beim Telefonieren den Notizzettel mit Kreisen zukleistert habt oder als die Quadrate des karierten Blocks in der Uni so verführerisch aussahen, dass man sie einfach ausmalen musste, während man der Vorlesung lauschte? Man nutzt das Gekritzel gern zur Entspannung & Konzentration, deswegen boomen gerade verschiedenste Malbücher für Erwachsene.

Wenn man langsam, aber sicher groß wird, muss man sich eingestehen, dass die Erwachsenen doch irgendwie recht hatten. Irgendwie vergeht die Zeit doch schneller und irgendwie sind alle U20 Jährigen zu laut und manchmal will man nach der Arbeit nur noch aufs Sofa. Schrecklich. Eine hübsche Alternative zum TV-Programm, die euer smartphone geplagtes Hirn beruhigt, ist das Ausmalen von Malbüchern. Genauso wie Handarbeit wird es mittlerweile mit Dingen wie Yoga verglichen. Wir suchen also an allen Ecken und Enden nach dem MACHEN. Etwas fertig bringen mit den Händen, was uns konzentriert kreieren lässt. Nicht umsonst gibt euch Heilformen wie die Kunsttherapie gegen beispielsweise Depressionen.

Twin Freaks Malbuch / Game of Thrones Malbuch / Secret Garden

Die ersten Malbücher, die ich im Netz fand, waren die witzigen Fangirl-Alben, in denen man Ryan Gosling ausmalen durfte und kurz darauf fand ich die floralen Muster, wie die aus dem Album der Secret Gardens überall. Mittlerweile gibt es fast für jedes Fanherz und jeden Fetisch ein Ausmalbuch (hier müsst ihr euch ein vielsagendes Zwinkern mit dem Hinweis auf Weihnachten denken).

 Malen gegen den Stress

Mittlerweile werden die Bücher auch aktiv nicht nur mit ihrer Schönheit beworben, sondern tragen Zusätze wie „Farbe rein, Stress raus“ oder“Kreativ meditativ“. Noch einen Schritt weiter geht das Zentagle-Prinzip. Das haben sich die Erfinder sogar schützen lassen und bilden in den USA sogar Zentagle-LehrerInnen aus. Auch in Deutschland kann man schon erste Kurse buchen, die dann um die 7 Stunden dauern und einem gezeigt wird, mit welchen Mustern am besten welche Stimmungen ausdrückt oder gar wie man damit in einen meditativen Zustand rutscht.

Eigentlich schon fast gruselig, dass der moderne Mensch mit Medien-ADS heutzutage an die Hand genommen werden muss, um sich aktiv nur auf eine Sache zu konzentrieren, das Telefon wegzulegen und so etwas simples zu machen, wie Bildchen ausmalen, doch vielleicht schubsen einen ja solche aktiven Entspannungen auch in ein Umdenken. 

Was mich an diesem simplen und doch scheinbar beliebten neuen Trend fasziniert, ist, dass Menschen künstlerisch tätig werden. Während man als Kind noch alles ausprobieren durfte, egal wie „hässlich“ das Bild oder die Knetfigur am Ende war, scheint es als  würde man es sich mit zunehmenden Alter verbieten, da man ja kein Profi sei und lässt den Spaß am Prozess vor dem unperfekten Ergebnis zurück.

„Ich habe als Kind schon gerne Bildchen ausgemalt, doch erst jetzt merke ich was für eine unglaubliche Ruhe man danach verspürt und wie man sich selbst entschleunigt, die Zeit um sich vergisst und nur den Moment genießt.“ Steffi von beyond graceful

Wenn ihr übrigens so viel Glück habt wie ich, dann bemalen euch schonmal Freunde am halben Körper, um ihren Kater ausklingen zu lassen oder einfach nur die Ruhe des Sonntags zu genießen. Denen könnt ihr dann in Zukunft so ein Büchlein unterjubeln.

Ich selbst versuche zum Beispiel auch im Urlaub oder dann im Nachhinein ein Reisetagebuch zu schreiben. Nicht so strikt mit Zusammenfassungen jeden Tages, sondern mit Stichpunkten und eingeklebten Flyern. Alles Dinge, die mich auch erinnern, ohne dass ich dabei die ganze Zeit mein Smartphone in der Hand haben muss und 300 Fotos pro Reise schieße. Das ist auch ein bisschen wahrnehmungsbeeinflussend & therapeutisch.

Habt ihr schon einmal versucht euch „runterzukritzeln“ oder habt ihr andere Tricks, um dem Alltag auf der Überholspur zu entkommen?