Wie traurig darf man sein, wenn eine Freundschaft keine mehr ist, obwohl sie es immer war? Kann man Freundschaften einfach von sich schütteln und wieso macht man mit Freunden nicht auch offiziell Schluß?
Nach dem Ende einer Beziehung gibt es meist zwei typische Wege: Kurz & schmerzvoll oder lang & schmerzvoll. Es gibt einen Tag, einen Moment und Gespräch, in dem beide Seiten offiziell regeln, dass ihre Beziehung zu Ende ist. Jeder weiß danach (theoretisch) wie er oder sie sich verhalten müsste. Das kennt die Gesellschaft, das hat jede zweite Zeitschrift schon beschrieben. Von einem Tag auf den anderen darf man bestimmte Dinge nicht mehr anfassen oder sehen, obwohl sich an der Nähe und Vertrautheit zum Vortag wenig geändert hat. Wie aber macht man das in einer langjährigen Freundschaft, die vielleicht sogar viel länger als jede Beziehung andauert, irgendwann aber nicht mehr ist wie sie einst war?
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Wenn Menschen aus dem Leben verschwinden, die man so nah an sich heranließ wie die eigene Unterwäsche (zumindest emotional), ist es immer absurd und selten leicht.
Das gilt für Beziehungspartner wie Freunde. Wer Erwachsen wird, umzieht, arbeitet oder gleich alles zusammen, hat einfach nicht mehr so viel Zeit wie früher in der Raucherecke auf dem Schulhof. Man muss erkennen, dass einige Freundschaften lediglich durch Kontinuität entstanden sind.
Wenn man sich jedoch nicht auf einen Schlag sondern langsam entfremdet, ganz hinterhältig, fast ohne dass man es merkt und auf einmal nicht mal mehr weiß, was der andere eigentlich in seinem Job macht oder wer aktuell mit der Person ein Bett teilt, wird’s fies. Man klebt noch an den Erinnerungen, Duckface-Fotos und alten Briefen, die man im Schrank findet, kann aber eigentlich nur noch gemeinsam über uralte Geschichten lachen.
Der frühere Flug nach New York oder das gemeinsame Haarehalten wird als letztes Bindemittel genutzt und auf jeder Party aufgewärmt. Durch Freundesfreunde hängt man dann irgendwie doch noch aneinander und nicht zu vergessen gibt es da noch die immer wieder aufquillende Sentimentalität und Romantik, die wollen, dass alles so ist wie mit 16.
Wie kann man dabei ehrlich miteinander umgehen? Oder geht das gar nicht?
Freundschaften beendet man aber nicht, jedenfalls nicht mehr seit dem Kindergarten oder wenn nichts Schlimmes vorgefallen ist. Soziologen werfen uns vor unsere Freunde vornehmlich nach dem Nutzen auszuwählen (Claudia Wüstenhagen, Zeit Online). Wenn ein alter Freund mir also keine Vorteile mehr bringt, werden neue, einflussreichere Menschen interessanter. Doch man muss das gar nicht ins Negative drehen. Freundschaft besteht nicht umsonst aus geben und nehmen. Wer nur noch gibt und nichts mehr bekommt, zieht die Gegenwart von anderen Menschen vor.
Manchmal muss man die Ärmel hochkrempeln und um die Freundesliebe kämpfen, wer dabei jedoch immer wieder auf die Nase bekommt, darf sich auch eingestehen, dass es allein besser geht und sich das BFF-Tattoo aus dem Arm schneiden, bevor es sich entzündet.
„I don’t have to see you every day, but I just want to know you’re there.“
Freundes-Schlussmach-Erfahrungen bitte direkt in die Kommentare platzieren.