Gern schiebt man Frauen eine genetisch bedingte Shoppingsucht zu, doch ab wann wird es wirklich gefährlich. Wie äußert sich Kaufsucht und warum frage ich mich das? Ich schwebe zwischen Abhängigkeit und Verachtung in einer Welt, in der ich jeden Tag neue Kaufangebote bekomme.
Ein Tag läuft scheiße, alles nervt euch und ihr wollt einfach noch etwas schönes vom Tag haben. Was macht ihr? Ich shoppe, bevorzugt online. Manchmal fülle ich mir auch nur den Warenkorb bis zum Anschlag und wenn ich gut bin, lösche ich ihn danach wieder. Sachen ansehen, gucken was es gibt und am besten noch etwas kaufen und schon geht es mir besser. Ein bisschen jedenfalls. Auf dem unteren Bildchen seht ihr auch einen Frusteinkauf von mir. Keine Klamotten, aber Dekogedöns. Warum mache ich das?
Es gibt immer neue Trends, es gibt so viele Modeblogs weltweit und nicht zu vergessen die Onlineshops. Ich kann auf ASOS.com allein in der Kategorie Kleider über 1200 Produkte ansehen, mir vorstellen wie schön es wäre in ihnen durch den Sommer zu tanzen und vor allem das Gefühl von „neu & schön“ genießen. Während des Aussuchens bzw. in den Geschäften geht es mir dann schon kurz besser. Wenn man daraufhin bestellt oder kauft, gibt es kurz ein Glücksgefühl bevor die Kaufreue einsetzt. Bei Bestellungen ist das Glücksgefühl schneller weg, weil man nichts in der Hand hat, was man sofort anziehen könnte.
Man vergisst kurz, dass der Chef einen angemault, seine Mutter wieder auf einem rumhackt oder der Freund sich daneben benommen hat. Man baut sich im Kopf schon neue Momente, die man mit diesen Accessoires oder Kleidern haben wird. Es ist jedes Mal ein kleiner Neuanfang. Ich kann mir also ein paar Glückshormone kaufen.
Immer mehr und mehr
Dazu kommt das ätzende Gefühl nie genug zu haben. Das Marketing schafft immer wieder Bedürfnisse für uns. Genau, wir haben diese Bedürfnisse nicht, die Firmen schaffen sie für uns. Da es dann genug Firmen und Produkte gibt, die beworben werden und wir niemals alle haben können, fühlen wir uns immer unterversorgt und sind stets unzufrieden, bis wir dann wieder am Shoppen, Schmökern und Bestellen sind. Bestes Beispiel ist und bleibt Apple. Auch wenn dein iPhone 4 gerade das neueste und auch in einem Jahr noch ein tolles Gerät ist, sobald es das iPhone 5 gibt, hast du das ungute Gefühl es sei ein ungenügendes Produkt.
Mit Kleidung geht es mir langsam genauso. Während ich früher noch Lieblingsteile hatte, die ich jahrelang getragen habe, hält das jetzt höchstens noch für eine Saison. Ich muss also neues kaufen, immer und immer wieder. Doch ist das schon Kaufsucht, wenn man automatisch bei schlechten Gefühlen und Gedanken einkaufen will und es einem danach sogar wirklich besser geht?
Kaufsucht und Konsumismus
Richtige Kaufsucht wird auch Kaufzwang oder Kaufwahn genannt und zählt zu den Zwangsstörungen. Die Betroffenen kaufen die Sachen nicht, weil es um diese selbst geht, sondern um die Kaufhandlung an sich. Sie sind sich auch bewusst wie sinnlos ihr Handeln ist und packen die Einkäufe meist nicht einmal aus. Das trifft also schon einmal gar nicht bei mir zu
Konsumismus jedoch bezeichnet das übersteigerte Konsumieren von Waren gerade bei uns in der westlichen Welt. Diese kritische Betrachtung beschreibt den erhöhten Konsum sogar als weltweites Gegengewicht zum reli- giösen Fundamentalismus. Von einigen wird ihm die Rolle zugewiesen uns alle scheinbar zu beruhigen und abzu- lenken, während wir nicht eine Sekunde an die aus- ufernden Folgen für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft denken. BINGO! Ich kaufe 10 €-Kleider und -Schuhe und denke nicht daran, wieso solche Preise möglich sind. Ich kaufe vor allem viel mehr als ich wirklich brauche und kann beim Konsumieren auch in bestimmten Bereichen nicht rational denken.
Findet ihr nicht auch, dass ihr zu oft darüber nachdenkt, was ihr noch alles wollt? Bekommt ihr bei all den Einträge auf Blogs, Newslettern und Angeboten nicht immer ein ungutes Gefühl, weil ihr vieles noch nicht habt und es euch vielleicht auch nicht leisten könnt? Neuer H&M Katalog, TOPSHOP Flash Sale, Rabattcodes, 10% hier, kostenloser Versand da. Ist Konsumismus die Religion der Modemädchen?
Vielleicht spinne ich ja auch und ihr fühlt euch zufrieden und freut euch ausgiebig über eure neuen Errungenschaften. Sagt ihr es mir!
„Der Mensch hat zwei Beine und zwei Überzeugungen: eine, wenn’s ihm gut geht und eine, wenn’s ihm schlecht geht. Die letzte heißt Religion.“ Kurt Tucholsky