Ich bin noch gerade so (1987) im Osten Berlins geboren. Obwohl ich dachte, ich hätte schon viel über die Wiedervereinigung gewusst, lerne ich gerade wöchentlich noch mehr dazu. Da kommt mir der neue Schwung des „goldenen Westens“ gerade recht.
Während ich in Pubertätszeiten öfter am Zoo und Kudamm war, was wirklich eine kleine Reise bedeutete, interessierten mich die westlichen Bezirke in den letzten Jahren sehr wenig. Moderne Bauten, Glasfronten und Massen an Menschen, die nur unterwegs sind, um Geld auszugeben, schreckten mich ab. Das hatte nichts mit irgendwelchen Ost-West Vorurteilen zu tun. Damit habe ich mich nie beschäftigt (Bis ich mir eines Tages von einer Arbeitskollegin (aus Mainz stammend), mit der ich im Prenzlauer Berg arbeitete wahnwitzige Äußerungen zum Thema Osten anhören musste).
Es gab keinen Grund für mich extra an diese berühmte Straße zu fahren, an die nach dem Fall der Mauer unzählige Ostberliner pilgerten, um endlich in die bunten und geschmückten Schaufenster blinzeln zu können. Der Kudamm, DAS Wahrzeichen des westlichen Wohlstands und Kapitalismus war uninteressant für mich.
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Auf einmal höre & lese ich jedoch ständig von der City West. Angefangen hat es mit dem neuen Album von David Bowie (2 Jahre hat er in Berlin gelebt) dessen westberliner Aufenthalte auf einmal an allen Ecken unterstrichen wurden. Erst dachte ich es läge nur an seinem neuen Album. Dann ging es weiter mit der Eröffnung des ersten H&M Ablegers „and other stories“ am Kudamm, anstatt wie erst gedacht, in der Neuen Schönhauser Str. und während des Pfingstwochenendes sendete radioeins einen ganzen Tag zum Thema „rasdioeins goes west„: Viele interessante Beiträge zu Kunst, Kultur und Mieten in Westberlin. Zwischendrin musste ich mir spöttische Spots anhören, die das Ende der Hippnes des Ostens heraufbeschwören. Meinetwegen.
Kurz darauf landeten zwei Einladungen an den Kudamm in meinen Mailfächern. Das amerikanischen Labels FOREVER21 und der Spanier Pull&Bear öffnen in der Tauentzienstraße. Achja und Apple ist ja auch schon da. Das altbackene City West Image wird nun also aufpoliert. So ein Aufflammen passiert natürlich nicht einfach so und deswegen recherchierte ich mal ein bisschen.
Es gibt das Regionalmanagement City West, welches beauftragt ist seine Stadtteile mit Fördermitteln strategisch in Szene zu setzen und das Bezirksamt Charlottenburg, das gern auch diese Förderung erfahren will. Da dies scheinbar geklappt hat, wurde ein Planungsbüro für Stadt- und Landschaftsentwicklung beauftragt. Diese haben folgendes Schriftstück verfasst:
Ein Auszug aus dem Konzept: „Aktuell finden Modernisierungen im Einzelhandelsbestand wie z.B. in der ehemaligen Mini City Tauentzienstr. 8, beim KaDeWe oder im vormals von Hugendubel genutzten Gebäude Tauentzienstraße 13 statt. Bei den Entwicklungen in der City West sind auch innovative Konzepte zu finden, so zum Beispiel bei BIKINI Berlin mit einer Ausrichtung auf jüngere und trendorientierte Nutzergruppen. Daneben lassen neue Flagship-Stores, wie z.B. Apple in der ehemaligen Filmbühne Wien , weitere hochwertige Folgenutzer erwarten (…)“
und natürlich wie gerade überall:
[…] zur Zeit auch Frieda Kahlo (Ob sie das gewollt hätte?). Der erste deutsche Store ist in Berlin am Kudamm zu finden. Die […]
Interessanter Beitrag. Wie geht es ein wenig Wikia ich bin nach der Wende viel an den Bahnhof Zoo gefahren. Aber so richtig toll fand ich die Gegend nicht, auch die Gedächtniskirche und die Umgebung finde ich echt hässlich. Der West City hype wundert mich sehr. Ich habe mir vor drei Tagen die Zoo Terrassen angeguckt, ja nun auch wieder auferstehen sollen. Für mich ist das alles nicht rund und ich glaube die Berliner werden die Gegend auch nicht annehmen. Die Touris aus Westdeutschland sind schon ganz andere Sache. Viele gruesse kerstin