Wenn man erst mit 26 Jahren genug Fernweh hat, ist so ein Erasmus-Semester natürlich ein bisschen anders als mit 19 oder 20. Umzingelt von sehr jungen Menschen, die Armbänder tragen, die ihnen erlauben auf alle möglichen Partys zu gehen und dort fast täglich günstig betrunken zu werden, musste ich erst ein bisschen nach meinem Weg suchen. Mein „Ausleben“ ist bei diesem Auslandssemester also weniger nackt & betrunken auf irischen Tischen zu Miley Cyrus zu tanzen, sondern vielmehr Zeit haben endlich wieder ganze Bücher zu lesen, am Kanal gedankenlos in die Sonne zu blicken, ja sogar langweilig Blätter zu sammeln und pressen.
Ich kann mir endlich wieder Zeit nehmen und Briefe per Hand schreiben, Fotos entwickeln lassen und Hausarbeiten schreiben zu Themen, die mich interessieren, nicht zu Themen, die den geringsten Aufwand haben. Ich sportel viel und bilde mir ein endlich einen kleinen Trizeps-Erfolg zu spüren und suche nach neuer Musik, die mich bewegt.
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Absolut langweilig! Werden jetzt einige rufen, aber für mich ist es ein Segen und gibt mir genug Raum endlich wieder richtig kreativ zu sein. Ich fahre lieber auf Roadtrips (ausführlicher Bericht folgt noch), gehe zu Spoken Words Performances und sitze bloggend in der Bibliothek meiner Uni als Franzosen das Herz zu brechen (irgendwie scheint das aber auch ohne ständigen Partyaufenthalt zu klappen).
Habt aber keine Angst um mich und denkt nicht, dass ihr mir heimlich Gesichtsglitzer und tiefausgeschnittene Tops schicken müsst, damit ich hier dazu gehöre. Ich schreibe nämlich gerade all das während ich verkatert von der gestrigen Party vor meinem Laptop sitze und versuche herauszufinden, ob Irland eine post-koloniale Gesellschaft ist. Das Gute ist hier im Gegensatz zu Berlin : Wenn man dann doch mal in der Woche feiern geht, kann man schon um 19 Uhr im Club sein, bis 0 Uhr bleiben und dann ca. 7 Stunden schlafen bis die Uni wieder losgeht.
Ein paar Impressionen dokumentiert mittels Instagram:
Das Einleben hat also nach fast zwei Monaten hier in Dublin gut geklappt. Ich laufe mittlerweile furchtlos durch die Stadt, in der es eigentlich keine Ampelphasen gibt oder man sie nicht versteht und weiß, wo ich echtes Brot herbekomme. Ich kann mich orientieren, weiß, an welchen Bahnstationen ich raus muss und in welchen Pubs das Pint unter 5 € kostet. Während ich Gruppenpräsentationen mit Iren plane, inhaliere ich ihren Dialekt und versuche den weitverbreiteten Trend der künstlichen dicken Augenbrauen der Mädels zu verstehen.
First World Problem: Ich vermisse Club Mate & Räuchertofu (Ja, das habe ich wirklich gerade geschrieben).
Für alle, die sich noch ein bisschen mehr für Irland, mich oder einen Auslandsaufenthalt hier interessieren, ich habe auch einen kleinen Tumblr angelegt.
Das klingt alles wirklich beneidenswert! Nach Irland möchte ich schon lange mal. Erasmus ist bei mir zwar nicht mehr drin, aber vielleicht der nächste Sommerurlaub.
@Nina: Das solltest du worklich tun! Am besten ein Auto mieten und dann ab an den Küsten entlang. Die Iren erfüllen wirklich ihr Klischee der guten Gastgeber.
[…] ausdrücken konnte wie sehr ich mich darüber gefreut habe. Die CDs wurden zum Soundtrack meines Roadtrips und haben mich mit jedem Song an eine wundervolle private Partyreihe erinnert, die wir nun seit […]
[…] habe bereits hier und hier schon über meine Liebe zum Teignahrungsmittel gesprochen, jedoch kann ich meine Zuneigung nicht […]