Als ich mit 11 Jahren zum Fleischer geschickt wurde, hab ich einen panischen Anfall bekommen. Wie viel sind denn 100 Gramm? Nackt in der Theke sieht das Fleisch voll ekelig aus! Wo muss ich mich denn überhaupt anstellen? – Ich war vollkommen auf klinisch saubere Supermarkt-Verpackungen geeicht. Statt Zero Waste gab es Plastikpackungen mit Plastikfolie in der Plastiktüte. Unverpackt Einkaufen war für mich also eine kleine Herausforderung.
Ich schaue mir so meinen Einkauf auf dem Rollband an und beobachte den Verkäufer, der alles fein säuberlich abpiepst. Mehr als jedes zweite der Produkte in meinem Einkauf ist eingepackt: In Dosen, in Netze, in Plastik, dass mit Plastik umhüllt ist. Wir haben uns daran gewöhnt in Supermärkten alles standardisiert und sauber einzukaufen. Seitdem ich letztes Jahr von Original Unverpackt, dem Supermarkt-Konzept ohne Einwegverpackungen gehört hatte, piekst mir jede Plastikummantelung im Gewissen. Nach nur einer Wocher ist in meinem 2-Personen-Haushalt schon der Plastikmüll voll. Das meiste davon sind Verpackungen von Lebens- und Reinigungsmitteln. Manchmal bin ich selbst ganz fassungslos, wie viel Verpackungen mich umgeben.
Natürlich sah ich damals nach Öffnung bei Original Unverpackt vorbei, musste dafür aber mit der Bahn fahren und war noch nicht wirklich geflasht. Der Laden in Berlin war kleiner als erwartet und viele Produkte waren für mich leider zu teuer. Das liegt jedoch daran, dass alles auch BIO-Qualität hat und die nunmal auch ihren Preis.
Mein erster Step war also zu versuchen, Dinge wie Obst & Gemüse Samstags auf dem Wochenmarkt bei mir um die Ecke zu kaufen. Das bedarf natürlich viel mehr Planung. Umso glücklicher war ich, als jetzt ein verpackungsfreier Laden bei mir um die Ecke aufgemacht hat!
Unverpackte Lebensmittel in Friedrichshain
Ich schlendere neugierig durch die Tür und stehe in einem sehr hellen, offenen Laden mit vielen Regalen voller Gläser und Kästen, alle bunt befüllt. Im Gepäck habe ich Veganista Nicole, die nicht eine Sekunde zögerte, als ich sie bat mitzukommen. Sofort begrüßt mich die Französin, die eigentlich aus Frankreich kommt, mit ihrem schönsten Lächeln. Der Name des Ladens „Mein Markt meene Welt“ deutet an, dass Christine der Berliner Dialekt gut gefällt und nach einem kurzen Plausch erfahre ich, dass ihr Schwiegervater früher einen Lebensmittel-Laden am Rosenthaler Platz hatte.
Adresse des Ladens
Mein Markt meene Welt
Knorrpromenade 1/Wühlischstrasse 15
10245 Berlin
Während ich mich durch den Laden bewege, entdecke ich immer mehr und bin erstaunt, was Christine alles so im Angebot hat. Der Laden hat auch eine kleine Cafée- und Spiele-Ecke. Hier ist nicht alles Bio, dafür aber erschwinglich und darum geht es Christine auch. Sie will das Konzept für alle zugänglich machen und Produkte so günstig wie möglich verkaufen.
„In Frankreich ist unverpackt einkaufen schon super bekannt & normal.“ Christine von Mein Markt meene Welt
In einem Laden ohne Verpackungen ist man natürlich von so einigen Gerüchen umgeben. Ich finde das interessant, denn man merkt aufeinmal wie abgefahren es eigentlich ist, dass man so weit weg von der Herstellung der ganzen Produkte ist, dass man von solchen normalen Dingen erstmal irritiert ist. Das Sortiment von Christine überrascht mich. Man findet hier ganz viele verschiedene Produktbereiche, z.B.:
Wein/Gin/Grappa/Erbsen/Linsen/Bohnen/Mehl/verschiedenenNudeln/Öle/Schokolade/Unmengen von Gewürzen/Toiletten-Gel/Haushaltsreiniger/Haarshampoo/Zahncreme/Essig/Haferflocken/Müsli/Käse/Salat/Obst/Gemüse
Wie kauft man ohne Verpackungen ein?
Um die Produkte abzufüllen, gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder man bringt seine eigenen Utensilien, lässt sie abwiegen oder benutzt die ladeneigenen. Man kann hier zwischen Stoffbeuteln, Bio-Papier, Gläsern und Bambus-Bechern wählen. Außerdem bietet Christine an, dass man alte Verpackungen mitbringt und sie für die Allgemeinheit spendet, so dass immer etwas im Laden ist.
Ein Laden für den Kiez
Ich bin ziemlich begeistert vom Konzept und vor allem Christines Idee wieder so eine Art Tante Emma Laden zu werden. Die Leute aus dem Kiez kennenzulernen macht ihr Spaß und je verrückter die Produktwünsche, desto mehr macht es ihr Spaß für ihre Kunden zu recherchieren.
In Zukunft sollen sogar Tierfutter und noch weitere Haushaltsprodukte ins Portfolio. In diesem Laden treffen Hipster auf ältere Leutchen, die sich freuen in kleinen Mengen und ohne viel Stress einkaufen zu können. Auch essensliebhabende Spanier und Italiener kommen mittlerweile regelmäßig in den Markt.
Ich werde jetzt auch öfter vorbeischauen und hoffe mein Elan hält an!
[…] von meinem Unverpackt-Laden um die Ecke und unzähligen coolen Ideen zum Lebensmittelretten (Sirplus & Restlos Glücklich) […]
…Danke für’s weitersagen. Das hört sich richtig gut an, und ich kann mir gut vorstellen dort zu kaufen. Zumal es so schön regional für mich ist.
Beste Grüße – Helga
Gerne Helga, das freut mich sehr.
Du wirst es nicht bereuen ( :